Priestly Ordinations 2019

Meet the new priests

Fr. Raphael Ballestrem, LC

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Singt und spielt für den Herrn

Manchmal stelle ich mir die Kirche wie ein großes Symphonieorchester vor und die Nachfolge Jesu wie eine Symphonie, in der jeder versucht, Gott die Ehre zu geben.

Mit 5 oder 6 Jahren lernte ich Blockflöte. Das gehörte in unserer Familie sozusagen zum „Pflichtprogramm“, um die Grundlagen der Musik zu erlernen. Nach dem Blockflötenjahr durfte sich jeder von uns sein eigentliches Instrument aussuchen, das er lernen wollte. In meinem Fall war das die Geige. Wir statteten also dem Geigenbauer einen Besuch ab, um ein geeignetes Instrument auszuleihen. Und es begannen die wöchentlichen Unterrichte. Beständig ein Instrument zu üben ist für einen Siebenjährigen natürlich bisweilen eine Herausforderung. Aber was für eine lehrreiche Zeit! Man schult das eigene Gehör. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich einen sauberen Ton spielen konnte, was die Nerven meiner Familie manchmal arg strapaziert hat. Aber nach und nach konnte ich in kleinen Ensembles spielen, bald auch im Schulorchester. Und all das diente dazu, ein paar Noten hörbar zu machen und die Schönheit, die darin steckt, erfahrbar zu machen.

Mein Weg zum Priestertum war ähnlich. Während der Kindheit und Jugend wurde mein Gehör für Gottes Ruf geschult. Es gab viele Menschen, die mich in diesen Jahren besonders begleitet haben und sozusagen Teil des „Ensembles“ waren. Und die Jahre der Ausbildung waren darauf ausgerichtet, als Priester viele Menschen mit Gottes Liebe in Berührung zu bringen. 

Gehör

Sehr gut kann ich mich noch daran erinnern, wie ich als Sechsjähriger mit den Geschwistern in einer fremden Pfarrei bei der Hl. Messe war. Der Pfarrer machte auf uns Kinder einen etwas mürrischen Eindruck. Und irgendwie war das eine Zeit, in der wir eh das Gefühl hatten, dass es viel schöner wäre, wenn uns der ganze Sonntag zum Spielen zur Verfügung stünde. So beschlossen meine Schwester und ich eines Tages: „Wenn wir groß sind, gehen wir nie mehr in die Kirche!“ Wahrscheinlich haben wir den lieben Gott damit zum Schmunzeln gebracht, denn dieser Vorsatz blieb unerfüllt.

Das gemeinsame Gebet gehörte bei uns in der Familie selbstverständlich dazu. Jeden Abend kamen wir kurz zusammen, um vor dem Kreuz Gott gemeinsam für den Tag zu danken. Im Rückblick sehe ich, wie wichtige diese kurzen Gebete mit der Familie waren. Dort haben wir gelernt, dass wir mit Gott sprechen können. Es wurde für mich selbstverständlich, Gott zu danken und ihm alles anzuvertrauen.

Dass ich ganz direkt mit Gott sprechen kann, habe ich auch noch auf andere Weise gelernt: Der Priester, der in unserem Ort einige Jahre seinen Dienst versah, rief uns Kinder in der Messe für das Hochgebet an den Altar. Nach der Wandlung blieb er immer ein bisschen länger knien – zusammen mit uns Kindern – und fragte uns, für welche Anliegen wir beten wollen. Mit uns zusammen betete er für Oma, Opa, unsere Schulfreunde,…

Während der Grundschulzeit kam fast jedes Jahr ein Pianist aus dem Baltikum zu uns ins Dorf. Dort spielte er immer ein paar Konzerte, bevor er sich wieder auf Reisen begab. An diese Konzerte kann ich mich noch sehr gut erinnern. Auswendig bezauberte er das Publikum für 90 Minuten mit klassischer Musik. Seine Leidenschaft hat mich beeindruckt. In den einfachen Programmheften stand ein kurzes Zitat von ihm: „Musik ist mein Leben“. Dieser Mann hat sich ganz und gar einer Sache verschrieben. Das war für mich faszinierend. Es ließ in mir den Wunsch aufkommen, mein Leben ganz zu verschenken, auch wenn ich noch keine Vorstellung hatte, wo und wie ich das tun könnte.

Ab dem dritten Schuljahr wurde ich Messdiener in unserer Pfarrei. Das war der Beginn einer neuen Epoche. Ich habe es immer als eine große Freude empfunden, in der Hl. Messe einen kleinen Dienst zu verrichten. Die Küsterin bestand darauf, dass wir mindestens 20 Minuten vor der Hl. Messe in der Sakristei sind, um die nötige Zeit für alle Vorbereitungen zu haben. So kam es dort immer zum spontanen Austausch mit dem Pfarrer. Dieser veranstaltete regelmäßig vor der Messe Quizrunden, in denen er Katechismusfragen stellte, Punkte vergab und den Besten mit einem kleinen Preis belohnte. Bei diesen Gelegenheiten habe ich die Priester immer wieder als echte Hirten erfahren.

All das hat natürlich geholfen, das innere Gehör zu schulen und den Ruf Gottes vernehmen zu können. Aber wann klopfte der liebe Gott denn an meine Tür? Als ich so etwa 12 Jahre alt war, hörte ich in mir drin immer wieder dieses leise Klopfen. Es war sehr unspektakulär. Aber ich spürte, dass Gott mich zu mehr einlud. Warum? Wieso gerade mich? Keine Ahnung. Auf der einen Seite ahnte ich, dass sich ein großes Abenteuer anbahnte. Auf der anderen Seite überkam mich Angst: Ist das nicht zu groß für mich? Kann ich das überhaupt? Will der liebe Gott das wirklich von mir? Mit 12 Jahren musste ich noch keine Entscheidung treffen. Das war auch gut so. Ich konnte dieses Thema also erstmal ruhen lassen. Aber in den folgenden Jahren habe ich es immer wieder mit dem Herrn besprochen. Ich wusste: Das ist eine Sache zwischen Ihm und mir. 

Ensembles

Ein Musiker spielt normalerweise mit anderen zusammen. Während nun den Gedanken der Berufung mit mir herumtrug, habe ich immer wieder die Hilfe von vielen Begleitern erfahren.

Da war natürlich die eigene Familie. Als ich meinen Eltern zum ersten Mal sagte, dass ich Priester werden wollte, sagten sie mir das, was ich schon selber gespürt hatte: „Das ist eine Sache zwischen Dir und dem lieben Gott.“ Und sie fügten hinzu: „Aber wenn du diesen Weg gehen willst, unterstützen wir dich!“ Was für ein Segen war es, mit der Unterstützung meiner Eltern zählen zu können! Dass das keine Selbstverständlichkeit war habe ich später immer wieder erfahren, als ich Mitbrüder getroffen habe, deren Eltern mit dem geistlichen Weg ihrer Söhne nicht einverstanden waren.

Als ich 10 Jahre alt war, flatterte eines Tages eine Einladung zu einem Ferienlager der Legionäre Christi ins Haus. Meine Eltern schlugen mir vor, daran teilzunehmen. Ich kannte dort zwar niemanden, hielt es aber für einen guten Moment um zu lernen, zu einer fremden Gruppe zu stoßen. Das Sommerlager war genial. Soviel Fußball hätte ich jetzt nicht gebraucht, aber die Ausflüge nach Köln und Aachen, die Wanderungen zur „Bachschaukel“, die fröhliche Gemeinschaft und nicht zuletzt die Hl. Messe mit altersgerechten Predigten gefielen mir sehr gut. Ich kam glücklich nach Hause zurück. Von nun an nahm ich regelmäßig an den Angeboten teil. Warum war das so wichtig? Ich war dort mit anderen Kindern zusammen, die auch gebetet haben und für die der Glaube wichtig war. Das war sehr ermutigend für mich. Außerdem habe ich dort Priester erlebt, die mit viel Freude und Einsatz für Gott gelebt haben. Wie inspirierend!! In den kommenden Jahren wuchs in mir die Sicherheit, dass der liebe Gott mich in dieser Gemeinschaft, bei den Legionären Christi, als Priester haben wolle. Ja, ich hatte einen konkreten Weg gefunden, auf dem ich Jesus nachfolgen konnte

Zuhause erlebten wir ein lebendiges Miteinander im Kreis der Geschwister. Natürlich haben wir uns immer wieder fleißig gestritten, wie es halt so üblich ist… Und immer hatten die anderen mit dem Streit angefangen. Aber der Zusammenhalt und die Verbundenheit waren größer als alle Auseinandersetzungen. Besonders an den Wochenenden konnten wir stundenlang zusammen spielen. Dass ich mich mit der Berufungsfrage auseinandersetzte, habe ich meinen Geschwistern erst ein paar Monate vor dem Abitur offenbart. Leider waren meine Fähigkeiten für gelungene Kommunikation damals noch nicht sehr ausgereift. So versäumte ich es, meinen Bruder Mariano zu informieren, dass ich Priester werden wolle und beabsichtige nach dem Abitur ins Noviziat einzutreten. Er beklagt seine „Unwissenheit“ bis zum heutigen Tag.

Kurze Zeit später teilte uns unsere Schwester mit, dass sie den Ruf spüre und überlege, gottgeweihte Frau im Regnum Christi zu werden. Das war für mich ein sehr besonderer Moment: Jetzt war ich nicht mehr allein! Ich spürte eine große Freude darüber, dass meine Schwester und ich dasselbe im Herzen trugen. Diese Erfahrung sollte sich zwei Jahre später nochmal wiederholen, als mein Bruder Mariano ebenfalls den geistlichen Weg einschlug. Niemand von uns hätte früher gedacht, dass drei von vier Geschwistern Jesus im gottgeweihten Leben nachfolgen würden. Und die Wege, die jeden einzelnen dahin geführt haben, sind verschieden. Wenn wir auch nicht immer alles verstehen, sind wir Gott jedoch dankbar für sein Wirken in unserem Leben.

Schließlich gab es verschiedene Priester, die mich auf meinem Weg begleitet haben. In den letzten zwei Jahren vor dem Abitur wurde die Frage natürlich aktueller, wie es danach weitergehen würde. Da gab es auch immer wieder Zeiten des Zweifels, schließlich wollte ich ja nicht den eigenen Vogel, meine eigenen Ideen und Vorstellungen, für die Stimme des Heiligen Geistes halten. Wie konnte ich da Klarheit gewinnen? Der Austausch mit erfahrenen Priestern war mir in diesem Unterscheidungsprozess eine große Hilfe. Zu wissen, dass Zweifel dieser Art normal sind und dass ich besser nicht auf eine übernatürliche Erscheinung warten solle, sondern auf Gott und seine Führung vertrauen darf, hat mir sehr geholfen. Für die Wegbegleiter in dieser Zeit bin ich von Herzen dankbar. 

Schönheit

Der Musiker macht die Schönheit der Musik erfahrbar. Wer sich Musik anhört oder sogar ein Konzert besucht, weiß wie berührend das sein kann.

Die Schönheit Gottes erfahrbar zu machen, ist eine genauso faszinierende Aufgabe. Den Menschen näher zu bringen, wie mächtig und demütig, geduldig und liebevoll Gott ist, wie sehr er jeden einzelnen liebt, ist sehr erfüllend. Das durfte ich in den letzten Jahren immer wieder im Kleinen erfahren.

In Rom haben habe ich mit einem Team von Mitbrüdern Anbetungsabende für Jugendliche angeboten, an denen bis zu 80 jungen Studenten teilgenommen haben. Diese waren so dankbar für die Möglichkeit, in Stille vor dem Allerheiligsten zu knien, mit anderen zusammen zu beten, das Evangelium betrachten zu können und über eine Beichtmöglichkeit zu verfügen. In den Semesterferien konnte ich öfter Wochenenden und Ferienlagern begleiten und leiten. Und während der Ausbildung habe ich eine lange Praktikumszeit in unserer Apostolischen Schule in Bad Münstereifel absolviert, wo ich drei Jahre als Betreuer den Schülern zur Seite stehen konnte.

Als Priester wird diese Aufgabe neue Dimensionen annehmen, vor allem beim Feiern der Hl. Messe, beim Beichtehören und beim Spenden der anderen Sakramente. Ich freue mich sehr darauf! Und gleichzeitig bitte ich um Gebet, um dem Ruf Gottes weiterhin treu zu folgen und ein Instrument zu sein, das in allem Gott lobt und preist.

P. Raphael Ballestrem wurde am 28. Oktober 1985 in München geboren. Er hat eine ältere Schwester, die gottweihte Frau im Regnum Christi ist, und zwei jüngere Brüder, von denen einer ebenfalls zur Gemeinschaft der Legionäre Christi gehört. Mit 18 Jahren ist er ins Noviziat eingetreten, das er in Deutschland absolviert hat. Die folgenden Ausbildungsetappen brachten ihn nach Spanien, Italien, Deutschland und den USA. 2010 hat er seine ewige Profess abgelegt. Im April 2018 wurde er in Köln zum Diakon geweiht. Zurzeit ist er in der Jugendpastoral tätig und leitet Teams von Kindern und Jugendlichen in Düsseldorf und Umgebung.